Rasterfahndung
für Bienen |
Etwa 40.000 Bienenarten gibt es weltweit. In Deutschland sind es etwa 550 - davon sind aber noch längst nicht alle bestimmt. An der Uni Bonn ist jetzt ein Computerprogramm entwickelt worden, welches die Bienenart innerhalb von nur drei Minuten entschlüsselt. Dazu wird der Flügel des Tieres nach vorheriger Betäubung abfotografiert. Die Bilddaten werden anschließend in den Rechner gescannt. Gespeicherte Rasterdaten werden mit den Abmessungen und der Struktur des Flügels verglichen: Das Tier wird identifiziert - oder eine neue Art wird entdeckt. Die Trefferquote beträgt 97 bis 99 Prozent. Besser könnten es auch ausgebildete Spezialisten nicht.
Nur wenige naturnah lebende Menschen wissen, wie man Wildbienen nutzt. In Venezuela zum Beispiel können die Bauern in aller Ruhe Wachs und Honig ernten. Denn eine südamerikanische Biene hat keinen Stachel. Die Waben mit den Jungbienen kommen danach zurück in den Baum, um das Bienenvolk nicht zu zerstören. Die einzelnen Gattungen unterscheidet man an ihrem Flügelgeäder. Wenn man näher bestimmen will, muss man sich andere Körpermerkmale, wie beispielsweise Punkte auf dem Rücken, lederartige Strukturen, Farbmerkmale am Körper oder in der Behaarung genau anschauen.
Die Frage, wie man den Überblick über eine so große Artenvielfalt behalten kann, beschäftigt die Biologen der Universität Bonn. Sie holen aus zum Schlag gegen die komplizierte und zeitaufwendige Bestimmung von Wildbienen und entwickeln eine Art Rasterfahndung. Dafür werden die Bienen kurzzeitig betäubt. Die Methode zur Bestimmung der Tiere wird in Zukunft eine wichtige Rolle spielen. Ohne die Biene zu verletzen, wird eine Art Passfoto des Flügels angefertigt. Danach werten die Wissenschaftler das Bild unter dem Mikroskop aus.
Einer der Experten ist der Zoologe Stefan Schröder von der Uni Bonn. Im ersten Schritt wird mit Hilfe eines Prozessors nach Kantenpixeln gesucht. Anschließend sucht das Programm nach geschlossenen Zellzyklen. Sobald die Farbe von Blau auf Gelb umschlägt, kann man erkennen, dass die Zellen tatsächlich gefunden wurden. Nach dieser Prozedur wird das noch leicht benommene Fotomodell entlassen. Zoologen und Informatiker haben das System gemeinsam entwickelt.
Die Methode vergleicht vorhandene Daten mit neuen Informationen aus den gesammelten Bildern. Bekannte Bienenarten können jetzt sekundenschnell zugeordnet werden. Fehlen entsprechende Daten, können die Wissenschaftler mit Hilfe der neuen Bilder das System erweitern. Bei den Bienen ist die Flügelstruktur mit den menschlichen Fingerabdrücken vergleichbar. Anhand ihres Adersystems kann die Gattung bestimmt werden.
Wildbienen sind für die Bestäubung von Pflanzen unentbehrlich. Im Laufe der Evolution sind vielfältige Abhängigkeiten entstanden. Die Lebensräume für Wildbienen werden aber immer enger. Viele Arten sind vom Aussterben bedroht. Schutzmaßnahmen zum Erhalt der Artenvielfalt sind dringend notwendig. Ein findiger Unternehmer erkannte, dass Hummelzucht für die Bestäubung von Ostbäumen ein gutes Geschäft sein kann. Hummeln zählen auch zu den Wildbienen. Der Einsatz industriell gezüchteter Hummeln in der Natur ist dann nur zu rechtfertigen, solange freilebende Wildbienen nicht ausreichend zur Verfügung stehen. In Gewächshäusern sind die Hummeln dagegen unentbehrlich.
Die Hummel bestäubt alles in ihrer Umgebung. Das Wissen über möglichst viele Bienenarten und deren Verhaltensweise, ist für die Wissenschaft unverzichtbar. Nur so können Ökosysteme komplett verstanden und effektiv geschützt werden. Die Bonner Rasterfahnder haben dabei noch viel zu leisten. Auch Bienenkundler werden wichtig sein. Denn nur wenn man die Arten kennt, kann man auch den Verlust und das Aussterben solcher Arten dokumentieren.
Mit freundlicher Genehmigung der
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