Die Varroa-Milbe |
Die Varroa-Milbe ist für die Imkerei in vielen Ländern der Welt ein ernstes Problem. Varroabefallene Bienenvölker gehen ein, wenn sie nicht behandelt werden. Diese Aussage gilt für die betroffenen Länder in Europa, in Vorder-, Zentral- und Ostasien und in Nordamerika. Aus Südamerika und Südostasien liegen Berichte vor, nach denen eine (regelmässige) Behandlung nicht nötig ist. Allerdings sind Art, Entstehung und Ursachen dieser Resistenz noch nicht geklärt. Die Erwartung, dass ähnliches in Europa auftritt, ist zwar berechtigt, aber dennoch vorerst nichts als Spekulation.
Nach heutigem Kenntnisstand findet keine Selbstheilung statt. Innerhalb von 2 bis 5 Jahren nach der Erstinfektion steigt der Befallsgrad des Bienenvolkes auf über 30% oder mehr als 10'000 Milben an. Bei der einzelnen Biene führt Varroabefall zu einer deutlichen Gewichtsreduzierung, zu einer verkürzten Lebensdauer und zu einem Nachlassen der Leistung. Befallene Bienen sind unruhig, ihr soziales Verhalten gestört. Mit ansteigendem Befallsgrad steigt auch die Wahrscheinlichkeit, dass mehrere Milben in eine Brutzelle eindringen. Dies ist besonders im Spätsommer und im Herbst der Fall, die Folgen sind eine höhere Anzahl bzw. ein höherer Anteil an deutlich und sichtbar geschädigten Bienen (verstümmelte Flügel, verkrüppelter Hinterleib).
Bei starkem Befall wird ausserdem die Brutpflege vernachlässigt, als Folge können Brutkrankheiten auftreten. Gleichzeitig fliegen Bienen verstärkt ab, das Volk wird von Tag zu Tag schwächer. Es bricht zusammen. Meistens findet dieser Zusammenbruch im August oder September statt. In die zusammenbrechenden Völker haben räubernde Bienen leichten Zutritt, sie holen sich Futter und nehmen auch Milben mit, die sie wie das gestohlene Futter zu Hause abladen. Innerhalb kurzer Zeit kann die Milbenpopulation in einem Volk, das bei einem varroageschädigten Volk räubert, um einige hundert Milben ansteigen, was den Erfolg einer vorausgegangenen Spätsommerbehandlung zunichte machen kann
Diese Milbenart wurde in den 60er Jahren aus Asien eingeschleppt. Seither hat sich die Befallsentwicklung "stabilisiert". Die Bienenvölker werden regelmässig behandelt. Erste Bekämpfungsstrategien, die auf eine reduzierte Behandlung setzten, haben sich als unzureichend erwiesen. Die Anzahl der Bekämpfungsmittel hat zwar zugenommen, doch kann bei einmaligem Einsatz mit keinem dieser Mittel ein ausreichend hoher Behandlungserfolg erzielt werden. Der wichtigste Grundsatz bei der Varroabekämpfung ist: "So wenig Medikamente wie möglich, so viel Medikamente wie nötig!" Denn beim Einbringen von Medikamenten ist mit Nebenwirkungen zu rechnen. Dabei verdient das Rückstandsproblem die grösste Bedeutung, doch es fehlen Studien über die Langzeitauswirungen der einzelnen Medikamente auf Rückstandsbildung im Honig und in den Waben. Die Imker sind jedoch gezwungen, soviel Behandlungen wie nötig durchzuführen um eine Schädigung der Bienen zu verhindern. Nach Meinung des Imkerverbandes kann der genannte Grundsatz nur erreicht werden wenn man sich bei der Varroabekämpfung an der Biologie und Befallsentwicklung des Parasiten orientiert und auch auf die Lebensweise des Bienenvolkes genügend Rücksicht nimmt.
Die Varroa-Milbe saugt an der Bienenbrut und an den erwachsenen Bienen. Die Fortpflanzung der Weibchen findet ausschliesslich in der verdeckelten Brutzelle statt. Das befruchtete Weibchen schlüpft vor der Verdeckelung in eine Brutzelle und beginnt etwa 2 Tage nach der Zellverdeckelung mit der Eiablage. Aus dem ersten Ei entwickelt sich ein Männchen, aus den folgenden Eiern entwickeln sich Weibchen. Männchen und Weibchen brauchen etwa 6-9 Tage, bis sie erwachsen sind. Bevor die Biene schlüpft, werden die erwachsenen weiblichen Nachkommen von dem Männchen begattet. Wenn nur eine Muttermilbe in die Zelle eingedrungen ist findet Geschwisterpaarung statt. Es sind nur die Weibchen überlebensfähig, die vor dem Schlüpfen der befallenen Biene erwachsen und begattet worden sind. Die begatteten Tochtermilben verbringen einen wenige Tage bis zwei Wochen dauernden "Reifungsfrass" auf den jungen Stockbienen, bevor sie verdeckelungsreife Brut zur Vermehrung aufsuchen.
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