Eine kleine Serie über die
Nachbarn in unserer Region
Die Herren von Hattstein
Die Hattsteiner Ritter agierten im 14. Jahrhundert oft als Raubritter. Im Rahmen einer Landfriedensexekution wurde die Burg 1379 durch Truppen der Stadt Freien Reichsstadt Frankfurt und ihrer Verbündeten erobert. Die Hattsteiener verpflichteten sich, auf weitere Raubzüge zu verzichten und erhielten im Gegenzug die Verfügungsgewalt über die Burg zurück. Trotz dieses Eides kam es weiter zu Überfällen, darunter 1387 auf das Kloster Thron. Zwei weitere Strafexpeditionen gegen die Burg Hattstein in den Jahren 1393 und 1428 scheiterten und die Burg wurde nicht erobert. Obwohl die Hattsteiner mit den Reiffenbergern verwandt waren, kam es zu Fehden zwischen den Bewohnern beider Burgen. Während der von 1428 bis 1435 andauernden "Hattsteiner Fehde" wurde die Burg 1467 durch Walter von Reifenberg eingenommen und geschleift. Danach wurde die Burg nie wieder aufgebaut und verfiel. Auch wenn die Burg zerstört war, blieb die Herrschaft Hattstein weiter im Besitz der Hattsteiner Ritter.
Im Gegensatz zu der lehensfreien Burg Reiffenberg war die Burg Hattstein zur Hälfte kurtrierisches Lehen. Die lehensfreie Hälfte wurde im Jahr 1614 durch Philipp Georg von Hattstein an Johann Heinrich von Reifenberg verkauft. Da der Kaufpreis nie vollständig bezahlt wurde, führte dies zu einem Rechtsstreit, der bis zum Aussterben der Hattsteiner im Jahr 1767 ergebnislos blieb. Dieses rheinische Geschlecht gehört zum Hause Reiffenberg und spaltete sich als jüngerer Zweig ab. Das Geschlecht der von Hattstein blühte bis 1767, es starb mit Konstantin Philipp von Hattstein aus.
Die von Reiffenberg führten (fast) das gleiche Wappen wie die von Hattstein in mehreren Linien.
Friedrich von Hattstein
Auf der Limburger Plötze, dem so genannten „Plätzchen“, steht das Denkmal des ehemaligen Raubritters Friedrich von Hattstein. Diesen Edelmann konnten die Limburger im Jahre 1353 "bekehren" und als Stadthauptmann verpflichten. Zuvor hatte der Ritter ein bewegtes Leben in Saus und Braus verbracht.
Es war im Jahr 1353, als Siegfried von Rheinberg auf dem Eichelbacher Hof Hochzeit hielt. Der Raubritter Friedrich von Hattstein, der auf seiner Burg bei Schmitten von dem Fest erfahren hatte, wollte es für seine Zwecke nutzen. Bei Nacht und Nebel verließ er also mit ein paar Männern seine Burg und überrumpelte das Hochzeitsgelage, so dass der Rheinberger nur mit knapper Not durch einen Geheimgang entkommen konnte.
Mit diesem Tag begann ein Raubritterwüten des Hattsteiners zwischen Camberg, Hasselbach und Rod an der Weil. Kaufleute mieden die ehemals viel befahrene Rennstraße, denn auf ihr erpresste und plünderte der Hattsteiner häufig und ohne Rücksicht. In einer Chronik heißt es dazu, «die Straße» sei bald «still und verlassen» gewesen, «so dass das Gras wuchs wie auf einer guten Wiesen».
In den umliegenden Dörfern seufzten die Bauern unter der Herrschaft des Raubritters, doch vier Jahre lang sollte sein Schreckensregiment bestehen. Da geschah es auf den Johannistag im Jahr 1357, dass Friedrich von Hattstein sein neues Domizil zu einem Besuch nach Limburg verließ. Kundschafter berichteten Siegfried von Rheinberg über diese Reise, so dass dieser die Gelegenheit ergriff, mit einigen verbündeten Rittern den Eichelbacher Hof zu überfallen und wieder unter seine Herrschaft zu stellen.
Friedrich von Hattstein war somit der Weg abgeschnitten und es blieb nichts anderes übrig, als Stadthauptmann im handelsstarken Limburg zu werden. Gegen jährlich 32 Gulden Sold nahm der ehemalige freie Ritter ein bürgerliches Amt an und wurde Stadthauptmann von Limburg an der Lahn.Dieser Schritt ist nicht nur beispielhaft für die sich ändernden sozialen und wirtschaftlichen Verhältnisse in der Stadt Limburg, sondern stellvertretend für den Wandel einer ganzen europäischen Epoche. Die Ursache findet sich im Niedergang des Ritterstandes und im Aufstreben der Städte, bedingt durch die Entwicklung der Geldwirtschaft. So lässt sich der Spross eines Adelsgeschlechts sozusagen von den Limburger Pfeffersäcken und Kesselflickern "einkaufen".
Doch noch einmal, bei der Fehde Limburgs mit den Rittern von Reifenberg, überfiel Friedrich von Hattstein ein Dorf, das unter Reifenberger Herrschaft war. Die Hattsteiner wüteten so furchtbar in dem schlafenden Dorf, dass aus dem nahen Bach in derselben Nacht ein Blutbad wurde. Die Rache der Reifenberger ließ nicht lange auf sich warten. Die Kunde von dem Morden erreichte sie schnell, und sofort verfolgten sie den Hattsteiner, bis es vor den Toren Limburgs zur Schlacht kam.
Im Jahr 1363, am Pfingstmontag, starb Friedrich von Hattstein in Amt und Würden bei einem Kampf vor der Greifenpforte an der Lahn unter den Hieben der Reifenberger.
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