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Auch im Winter kann ein Burgbesuch recht interessant sein (so wie hier am 21.02.2010).
Oberreifenberg ist das höchstgelegene Dorf im Taunus. Charakteristisch für das Ortsbild ist die Burgruine des 1686 mit dem Tode von Philipp Ludwig von Reiffenberg ausgestorbenen Geschlechts. Bis in die 1950er Jahre hielt sich in der heimatkundlichen Literatur die Theorie, dass die Reifenberger Burg bereits aus dem 9. Jahrhundert nach Christus stamme – worauf sich dann auch die „1000-Jahr-Feier“ 1950 in Oberreifenberg bezog. Hattstein sei dann von einem Reifenberger Sohn erbaut worden. Tatsächlich nannte Hans Heinrich von Reifenberg in einer Ahnenprobe 1609 einen Herrn „Engelhardt“ als Aufseher und Leiter der damals üblichen Ritterturniere „in dem Zweyten Turnier nach Christi gebuerdt 942“. Aber dies beweist lediglich die Existenz der Familie, nicht deren Wohnort. 1331 finden wir die erste urkundliche Erwähnung der Burg Reifenberg. In der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts hatte sich die Reifenberger Sippe in zwei Linien geteilt: in die Wetterauer (auf der Stammburg Reifenberg verbleibend) und in die Weller Linie, die sich im Westerwald ansiedelte. Ihre Erbauung lag zu diesem Zeitpunkt vermutlich schon mehr als hundert Jahre zurück. Es gibt sogar Hinweise auf einen noch früheren Baubeginn im zehnten oder elften Jahrhundert. Die Burg gehörte dem Geschlecht der Reiffenberger ("Riffinberg"), die mit den Hattsteinern (denen von "Hazechenstein" oder "Hatzechinstein") verwandt, wenn nicht sogar identisch waren. Möglicherweise wurde die Burg errichtet, weil die ca. 1,5 km Luftlinie entfernte Burg Hattstein zu klein geworden war. Von der Burg sind der Bergfried (Unterbau, etwa 33 Meter) und Wohnturm (Donjon) der Burg sind erhalten und überragen Oberreifenberg und das Weiltal.
Seit Ende der Neunziger Jahre bemüht sich der im Januar 1995 gegründete Burgverein Reifenberg e.V. um die Sanierung der über Jahrzehnte verfallenen Burg, richtet Feste und Konzerte aus und arbeitet an der Entstehung eines Museums zur Geschichte der Burg. Zur Sicherung des Wohnturmes finanzierte der Burgverein den Bau eines Daches. Hierbei kam es zu Konflikten mit den Denkmalschutzbehörden, die eine rekonstruktive Sanierung ablehnten. Anstelle des von Burgverein gewünschten Daches aus Eichenholz und Schiefer wurde eine Metall/Glas-Konstruktion errichtet, die sowohl der Optik wegen als auch des geringen Wetterschutzes auf Widerspruch stieß.
Sommer 2011